KUNSTRASTSTATTE „iLLERTAL-OST“ „Ich erzähle Ihnen jetzt etwas Komisches“, sagte Herbert Maierhofer, „ich fuhr zu jenem Platz, an dem die Raststätte entstehen sollte. Während ich diesen betrachtete, sah ich für einen kurzen Moment alles schon vor mir. Nur für einen Augenblick.“ Die Manifestation dieses Lichtblitzes zu einer konkreten Idee geschah im Kreise der Freunde Herbert Maierhofers in seinem Heimatort Birkfeld/Steiermark. Das multikulturelle Leben auf den Autobahnen soll sich in der Kunst-Raststätte widerspiegeln. Der Ort der Kunst-Raststätte eignet sich in ausgezeichneter Weise für einen derartigen Anspruch. Denn sie liegt fast genau an der „Europäischen Wasserscheide“. Jener Ort, an dem sich das Wasser für den Norden oder den Süden entscheidet. Und hier trifft der Norden Europas auf den Süden und sie vereinigen sich in wunderbarer Weise. Übertragen auf einen globalen Vereinigungsgedanken sollte dieser in die Gestaltung der Kunst-Raststätte aufgenommen werden. Deshalb findet man griechische Tempelarchitektur neben einem chinesischen Pagodendach und venezianischen Fenstern.Wie selbstverständlich wird ein Fachwerkhaus komplett in den Baukörper integriert. Die Kunst-Raststätte liegt an der Autobahn A7 zwischen Memmingen und Ulm. Das dreigeschossige Gebäude hat insgesamt 212 Sitzplätze mit Selbstbedienungstheke, drei Gasträumen, einem Wintergarten, einem Bistro, einem Shop und drei großen Terrassen. An der Gesamtplanung beteiligten sich – neben dem Künstler und Architekten Herbert Maierhofer – die GLV (Grundstücksgesellschaft Objekt IllertaL GmbH & C0. KG), die Fa. Lauser und die Fa. Rockrohr. Die Bauphase erstreckte sich vom ersten Spatenstich im März 1996 bis zur Fertigstellung der Raststätte im November 1997. Dieser Bauphase gingen etwa drei Jahre des Entwurfs und der Planung voraus. Die Gesamtbaukosten betrugen ungefähr DM 14.000.000,- (Planungsbeginn Jänner 1994 – Fertigstellung November 1997). Der Bau der Raststätte wurde, nach Aussagen Herbert Maierhofers, von einer positiven Grundstimmung begleitet. Die entsprechenden Personen in der Verwaltung, die Öffentlichkeit und die Presse sowie alle am Bau Beteiligten waren begeistert, so dass alles, vom Genehmigungsverfahren bis zur Fertigstellung des Baus, harmonisch ablaufen konnte. Wie Herbert Maierhofer berichtete, war das Aufsetzen der drei Türme, die „Eistüte“, „Sahnehäubchen“ und „Maiskolben“ genannt werden, sehr abenteuerlich. Die Türme wurden in der Nähe von Stuttgart gebaut und mußten mit einem Transporthubschrauber, einer russischen KAM0V KA - 32, eingeflogen werden. Wegen des hohen Gewichtes der „Eistüte“ (ca. 4,8 t) konnte der Helikopter nicht vollgetankt werden, so dass er mit Ladung zwischenlanden mußte, um nachzutanken. Die auffällige Materialvielfalt der Kunst-Raststätte – man findet z.B. Holz, Stein, Glas, Keramik, verschiedene Kunststoffe und Metalle – ist in der Funktion und der Beschaffenheit der Einzelelemente begründet. Es wurde das Material gewählt, welches sich für die Umsetzung am besten eignet. Die Farben im Innenbereich der Raststätte sind die Farben der Himmelsrichtungen: Gelb für den Osten, Rot für den Süden, Blau für den Westen und Grün für den Norden. So symbolisiert die Längsachse des Gebäudes den Lauf der Sonne. Die Farbigkeit der Kunst-Raststätte soll im Gegensatz zum Grau der Straße stehen und den rastsuchenden Autofahrerin eine andere Welt entführen. Hier kann ersieh erholen, sich wohl fühlen, sich an der Vielfalt der Eindrücke ergötzen und neue Energie aufladen. Im Inneren dieses Gesamtkunstwerkes findet der aufmerksame Beobachter eine Vielzahl von liebevoll ausgearbeiteten und kunstvoll präsentierten Details. „Es sind alles Dinge, die mir im Laufe meines Lebens begegnet sind“, sagte Herbert Maierhofer. Z.B. wird der ermüdete Besucher der Raststätte stets begleitet von dem „Running-Man“ und in dem Bistro Camelione stimuliert eine ständig wechselnde Beleuchtung. Hier befindet sich auch eine veränderbare Galerie. Im Winter dienen Palmen als Motive und im Sommer kühle Wasser und Felsen. Die Toiletten sind im Obergeschoß. Dem Notdürftigen wird das „Geschäft“ durch Vogelgezwitscher sowie durch eine enorme Pracht an Farben und Formen erleichtert. Im Außenbereich setzt sich diese Sammlung an Einzelheiten fort. Eine „männliche“ und eine „weibliche“ Brücke führen zum Eingangsbereich, der vom „Homo Luftikus“ und vom „Seifenblasenmonster“ bewacht wird. Die im Halbrund angeordneten Skulpturen der zwölf Sternzeichen lassen den Reisenden sich selbst entdecken. Sie tragen dazu bei, dass er sich, so wie er ist, wohl fühlt. Denn er ist dem Wesen nach ein ganzheitliches Individuum und taucht in ein Gesamtkunstwerk ein, welches als Einheit erlebbar ist und quasi „multimedial“ in der Lage ist, mehrere Sinne anzusprechen. Diese Raststätte bietet eine hervorragende Ergänzung zur linearen Monotonie der Straße. Der Reisende kann hier sein Bedürfnis nach Ästhetik, Farbigkeit und Formenvielfalt befriedigen, um dann sinnlich erholt und körperlich gestärkt seine Fahrt fortzusetzen. Claudio Pescara, |